Überfall auf das Kloster Lindisfarne durch die Wikinger

Im Jahre 635 wurde in Northumbria, einem Königreich im alten, noch nicht geeinten England, das Kloster Lindisfarne an der Nordküste gegründet. Es sollte das neue geistliche Zentrum Northumbrias werden. Ein Wachturm schützte zwei Kirchen sowie die wenigen Holzhäuser. Dieses Kloster war äußerst bedeutend für das Christentum, da von hier aus Prediger und Missionare in jeden Winkel Englands geschickt wurden, um die heidnischen Angelsachsen zu bekehren. Mit Erfolg, England entwickelte sich rasch zu einer christlichen Hochburg. Bischof Cuthbert, ein sehr berühmter Heiliger, lebte auch in Lindisfarne, nach seinem Tod wurde sein Leichnam als wertvollster Schatz gehütet. Neben den Gebeinen des Heiligen besaß das Kloster allerdings noch zahlreiche andere Schätze: goldene Kreuze, Kronleuchter oder Kelche waren im Besitz des Klosters. Dies lag auch daran, dass Northumbrias König dem Kloster zahlreiche Ländereien und Höfe übergeben hatte, damit das Kloster das Christentum mit Prunk und Pracht repräsentieren konnte. Die Glaubensstätte liegt auf einer Insel, welche nur bei Ebbe erreichbar ist. Faktoren wie die schwierige Erreichbarkeit oder dass in diesem Gebiet noch nie Feinde gewesen waren, da diese, falls überhaupt, nur aus dem Westen kamen, ließen die Priester glauben, sie seien in völliger Sicherheit. 

 


Am 8. Juni 793 legten allerdings ein paar Wikingerschiffe an der Küste an. Die Schiffe konnten von den Glaubensbrüdern nicht identifiziert werden, da sie die Bauart nicht erkannten. Ein reich verzierter Bug sowie bunte Farben an der Breitseite waren nicht charakteristisch für englische Schiffe. Die klassischen Kriegsschiffe der Wikinger zeigten hier ihren Vorteil: Durch den geringen Tiefgang konnte das Schiff sehr weit in das seichte Wasser vordringen, bis schließlich die Krieger absprangen und durch das Wasser an das Ufer wateten. Schnell und rücksichtslos griffen die Wikinger an. Jeder, der sich ihnen in den Weg stellte, wurde getötet, einige Priester wurden im Meer ertränkt, andere in Ketten verschleppt und versklavt. Es ist nicht überliefert, ob sich zum Zeitpunkt des Überfalls Wachen im Kloster befanden. Rasch plünderten die Angreifer die Kirche, zerstörten Heiligtümer und brachten Zerstörung über den heiligen Ort. So schnell sie gekommen waren, so schnell verschwanden sie auch. Nach wenigen Stunden zogen sie sich mit Schätzen und Sklaven zurück und reisten wieder in ihre Heimat. Dieser Überfall gilt als Beginn der Epoche der Wikinger. Ab diesem Jahr lebten Küstendörfer und Städte in Angst und Schrecken vor dem rauen Volk im Norden. Die skandinavischen Länder selbst waren zu dieser Zeit nur sehr vage bekannt. Von einigen Reisenden und Seefahrern wusste man, dass es solche Länder gab, Einzelheiten über die Bewohner kannte man allerdings nicht.

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